Stellen Sie sich vor, wenn es den Förderverein zur Unterstützung schon vor 15 Jahren gegeben hätte. Vielleicht könnten wir dann heute folgende Geschichter erzählen:
Pflegekind Katharina fördern
„Und jetzt die Bläser. Wir beginnen auf der zweiten Seite oben. Und denkt an den Auftakt“, sagt Herr Schulz, der Dirigent und beginnt anzuzählen. Aufmerksam sitzt Katharina in der dritten Reihe des Freien Jugendorchesters und zählt die ersten Schläge mit um den Auftakt nicht zu verpassen. In den Händen hält sie eine gebrauchte Klarinette, die die besten Tage schon hinter sich gelassen hat und nur schwer zu spielen ist. Sie hat extra ein leichtes Blättchen genommen und es vorher gut angefeuchtet, aber ihr Instrument gibt sich mit jedem Ton schwerfälliger. Außerdem riecht es etwas unangenehm, findet Katharina, auch, wenn sie sich schon daran gewöhnt hat. Es ist ja nicht so, dass sie nicht schon unangenehmere Dinge gerochen hätte.
Gerüche aus der Vergangenheit
Manchmal steigen ihr Gerüche derart intensiv in die Nase, die ihr so vertraut vorkommen, dass sie zusammenzuckt. Zum Beispiel, wenn sie unter der Unterführung am Bahnhof hindurchgeht, wo es nach Erbrochenem und nach Alkohol riecht. Und das, obwohl sie nun schon länger als sechs Jahre in ihrer Pflegefamilie wohnt. Sie war gerade sieben Jahre alt geworden, als eines Morgens das Jugendamt auf dem Schulhof stand und zwei Polizisten ihr dabei halfen, in den Polizeibus zu klettern. Am Wochenende davor war der Streit zwischen ihrer Mutter und deren neuem Freund (sie konnte schon gar nicht mehr mitzählen, der wievielte es war) eskaliert. Wie immer war ihre Mutter betrunken gewesen und hatte wenig Interesse an ihr gezeigt. Bis zu dem Moment, in dem ihr Freund ausholte um sie zu schlagen und sie ihre Tochter vor sich schob. Diesmal war der blaue Fleck so groß, dass Katharina ihn nicht mehr verbergen konnte. Auch nicht, als sie nach draußen rannte und versuchte, sich vor dem nahenden Nachbarn im Gebüsch zu verstecken.
Der alte Mann und seine Klarinette
Wahrscheinlich war er es gewesen, der das Jugendamt informiert hatte. Katharina hasste ihn. Alles an ihr schmerzte und dass ihre Mutter mal einen ihrer guten Tage hatte und mit ihr auf den Spielplatz gegangen war, war so lange her, dass sie sich kaum noch erinnern konnte. Vor allem den alten Mann, der immer mit seiner Klarinette an der Ecke saß und den Koffer vor sich stellte, in dem kaum je ein paar Münzen lagen, mochte sie. Dann schaukelte sie im Takt des Klarinettenspiels und träumte davon wie es wäre, auch einmal ein Instrument in der Hand zu halten. Oft kam es ihr so vor als wären die Töne der Klarinette sanfter, als alles andere in ihrem Leben.
Exkurs: Vielleicht war dieses Erlebnis von Katharina mit ausschlaggebend für die Entwicklung ihres Talents.
Wie lassen sich Talente von Pflegekindern fördern, gerade wenn Sie mehr finanzielle Ressourcen erfordern. Oftmals sind bei hochwertigeren Anschaffungen z.B. von Musikinstrumenten die öffentlichen Kostenträgern nicht in der Lage vollumfänglich die Kosten zu übernehmen. Und auch das Pflegegeld für die Pflegekinder reicht dafür nicht aus. Vor diesem Hintergrund haben wir den Förderverein zur Unterstützung von Pflegekindern Deutschland e.V. geründet. Wir möchten mit Hilfe von Spenden genau diese Lücken schließen.
Eine Klarinette vom Pflegegeld nicht zu bezahlen
In Sekundenschnelle ziehen diese Bilder an ihr vorbei, als sie die Takte im Orchester mitzählt und einatmet um den Auftakt zu spielen. Vielleicht hätte sie genauer träumen sollen, denkt sie. Denn nun sitzt sie da und hat eine Klarinette in der Hand, die übel riecht und schwer zu spielen ist. Nicht, dass sie das nicht wertschätzt, aber wenn ihr Lehrer ihr rät, sich ein professionelles und neues Instrument zuzulegen, lächelt sie nur und nickt. Für eine neue Klarinette ist das Pflegegeld nicht gedacht und reicht bei Weitem nicht aus. Dabei scheint Katharina die Klarinettentöne mehr aufgesogen zu habe, als die Milch ihrer Mutter. Manche Erwachsenen, die Katharina spielen hören, haben den Eindruck, sie habe die Töne bereits in sich und müsse sie nur noch nach außen tragen. Sie mag das, denn so fühlt es sich für sie an.
Wieder zu Hause in der Pflegefamilie
Auf dem Nachhauseweg übt sie mit den Fingern weiter, und summt dazu leise die Melodie vor sich hin. Sie öffnet das kleine Gartentürchen und geht die Stufen zu dem Haus hinauf, das nun seit sechs Jahren ihr Zuhause ist.
Überraschung
Ihre Pflegemutter öffnet ihr die Türe und schaut geheimnisvoll. „Katharina, schön, dass du da bist. Ich habe eine Überraschung für dich. Setz dich mal auf den Sessel und schließe die Augen. Du darfst sie aber nicht öffnen, bevor ich es dir sage“. Katharina setzt sich und hält die Hände vor sich. Etwas Schweres und Viereckiges legt sich darauf. Sie betastet es von allen Seiten, dann darf sie die Augen öffnen. Ein schlichter, schwarzer Koffer liegt dort. Katharina hält den Atem an und traut sich kaum ihn zu öffnen. Ein bisschen bleibt die Angst, es könnte doch etwas anderes sein. Dann öffnet sie den Klettverschluss und den Kasten. Vor ihr liegt eine neue Klarinette. Die Klappen funkeln im Licht und sie riecht neu und sauber. Vorsichtig legt sie ein Blättchen auf und hebt das Instrument an den Mund. Die Töne schweben sanft und leicht durch den Raum, als kämen sie aus einer anderen Welt. Talente von Pflegekindern fördern – Katharinas Geschichte macht Mut.
Das erste Solostück spielen
Sieben Jahre später ist Katharina 20 Jahre alt. Einmal in der Woche probt sie mit dem städtischen Orchester und wird bei der nächsten Aufführung zum ersten Mal ein ganzes Solostück spielen. Bevor sie auf die Bühne geht, klappt sie den Deckel ihres Klarinettenkoffers auf und schaut das Bild ihre beiden Pflegeeltern an. Sie ist dankbar, dass sie ihr diesen Traum mit Hilfe des Fördervereins erfüllen konnten.
Auch Sie können die Talente von Pflegekindern fördern.
Wir freuen uns über Ihre Spenden. Hier der Link!