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Celina hat mit ihren 18 Jahren schon eine Odysee hinter sich. Als kleines 3-jähriges Mädchen musste sie aufgrund von massiven Vernachlässigungen aus ihrer Familie genommen werden. Ihre damalige Pflegemutter berichtet heute noch anschlaulich davon, wie verängstlich Celina war, als sie zu ihnen in die Familie gebracht wurde. Tagelang kam es immer wieder zu Zitterattaken, Nachts konnte sie nicht schlafen bzw. wimmerte, wenn sie alleine in ihrem Bett schlafen sollte.

Schnell wurde deutlich, dass wohl neben ihren Ängsten auch Gewalterfahrungen vorliegen mussten. Immer wenn sich ihr unbekannte Männer näherten, kam es zu heftigen Angstattacken mit Paniksymptomen, wie Herzrasen und Luftnot. Die Pflegefamilie fühlte sich damit überfordert. Also machte sich das zuständige Jugendamt schon vor Ablauf des ersten Jahres auf die Suche nach einer professionellen Pflegefamilie.

Zweite Station

Hier konnte Celina langsam aber sicher ankommen. Sie fasste nach und nach Vertrauen, ging in den Kindergarten und dann in die Schule. Alles sah so aus, als ob es sich normal entwickeln würde. Doch dann gab es zwei einschneidende Ereignisse. Die Pflegemutter wurde schwanger und Celina hatte ihre Pflegeeltern nicht mehr für sich alleine und sie kam bei der Geburt des leiblichen Kindes in die Pubertät. Plötzlich waren alle Schwierigkeiten aus den frühen Jahren wieder da und es kamen weitere dazu.

Der unbändige Drang nach Unabhängigkeit

Celina entwendete Geld und andere Wertgegenstände, log die Pflegeeltern an und kam immer öfter über Nacht nicht nach Hause, obwohl sie erst 13 Jahre alt war. Sie erzählte auch nicht, wo und mit wem sie unterwegs war. Also kamen die Pflegeeltern und auch die Fachkräfte des Jugendamtes zu dem Schluß, dass eine Einrichtung jetzt mit 13 Jahre doch angebrachter sei, als eine Pflegefamilie. So wechselte Celina schließlich wieder ihr Zuhause.

Folgen potenzieren sich

Hätten die Beteiligten gewusst, was durch diese Veränderung ausgelöst wird, dann wäre die Entscheidung wohl anders ausgefallen. Celina wurde immer aggressiver und griff mehr jüngere Kinder in der Wohngruppen und in der Nachbarschaft an. Zudem verging keine Woche in der sie nicht reißaus nahm. Sie schwänzte dazu die Schule und nahm keine Termine innerhalb der Wohngruppe wahr. Sie entwickelte sich zu einer Einzelgängerin, die kaum noch zu erreichen war. Eine Sozialpädagogin entschied sich dann einmal genauer ihre Familienherkunft unter die Lupe zu nehmen.

Ein Glücksfall

Dabei stieß sie auf die ältere Schwester von Celina. Sie hieß Felicitas und lebte in einer Pflegefamilie. Sie hatte sich innerhalb dieser Familie sehr gut entwickelt. Hat das Abitur gemacht, die Musik als intensives Hobby entdeckt und war dabei sich beruflich zu orientieren, ohne gleich die Pflegefamilie zu verlassen. Die Sozialpädagogin nahm Kontakt auf. Nach einigen Gesprächen wurde gemeinsam mit Celina entschieden, dass sie zu der Familie ihrer Schwester wechselt. Mit ihrer Schwester als Vorbild und der Besonnenheit und Empathie der Pflegefamilie konnte sich Celina mehr und mehr innerlich und äußerlich beruhigen. Sie schloß ihre Schule ab und begann dann ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Parallel begleitete die Pflegefamilie den Auszug.

Bis heute begleiten Sie ihre Ängste

Heute lebt sie also alleine und bestreitet ihren Lebensunterhalt mit dem FSJ Geld. Sie versucht jeden Monat ein wenig Geld auf die hohe Kante zu legen. Doch dann musste sie aufgrund von Zahnbeschwerden zum Zahnarzt. Dieser war sowohl über ihre Zahnstellung, als auch über den Zustand ihrer Zähne entsetzt und empfahl alle Weisheitszähne zu entfernen, um Platz im Mundraum zu schaffen.

Aufgrund ihrer großen Angst, empfahl Ihr Zahnarzt die Behandlung unter Vollnarkose. Die Kostenübernahme wurde von der Krankenkasse abgelehnt. Mit dem Preis von 250 Euro kam der Zahnarzt ihr bereits entgegen. Im gemeinsamen Gespräch mit unserem aktiven Mitglied Martina von Keitz wurde deutlich, dass Celina zusätzlich eine sehr große Angst hat, kein Geld mehr zu haben und wieder abzurutschen.

Nach eingehender Beratung stimmte der Förderverein einer Förderung zu und übernahm die Kosten für die Narkose. Unsere erste Förderung von medizinischen Behandlungen. Celina war ganz verwundert, dass sich „fremde“ Menschen für sie einsetzen und sie finanziell unterstützne. Sie war sehr erleichtert und froh, dass es einen Verein gibt, der Pflegekinder oder ehemalige Pflegekinder fördert. Im Sommer 2020 begann Celina eine Ausbildung als Ergotherapeutin und sie merkt wie sie sich mehr und mehr stabilisiert und wieviel Freude es ihr macht anderen Menschen zu helfen. Doch die Angst, sagte sie Martina von Keitz im letzten Telefonat, sei immer noch da.

Förderung von medizinischen Behandlungen

Die Geschichte von Celina zeigt, dass oftmals lange zurückliegende Erfahrungen deutliche Folgen in der Gegenwart haben können, so wie die Angst von Celina. Deshalb ist es wichtig für uns, Spenden zur Förderung von medizinischen Behandlungen zu sammeln. Möchten auch Sie sich finanziell für Pflegekinder einsetzen freuen wir uns über Ihre Spende.

Und wenn Sie sich dauerhaft als Fördermitglied engagieren wollen auch hier der Link.

Hier können Sie etwas über Angst lesen!